Ich wollte dieses Jahr nochmal auf den Ötscher. Nachdem ich die letzten Tage auf etwas Schneeschmelze gewartet habe, bzw. mir gestern die Dinge von gegenüber angesehen habe, starte ich heute die bekannte Runde in Raneck. Bereits in der Früh ist das Wetter traumhaft schön und so spaziere ich recht flott Richtung Bärenlacken. Zuerst das flache Stück, dann etwas Höhengewinn, bevor es wieder bergab geht. Auch heute nehme ich den Abschneider kurz vor dem Rastplatz und steige direkt am Trampelpfad durchs Gebüsch auf. Ich bemühe mich heute um ein etwas langsameres Tempo, da ich mir ein bisschen Reserve für etwaige Schneepassagen sparen möchte. So geht es durch den langen, teils steilen Waldanstieg dahin, wobei ich auch ein Paar mit Hund überholt habe, das den Rauhen Kamm gehen wollte - würd mich interessieren, ob das geklappt hat. Nach 1h30 stehe ich beim Abzweiger zu den Ötscherhöhlen und habe sonnigen Ausblick zur Gemeindealpe und den Kamm vor mir. Das mit dem Tempo hat nicht ganz geklappt - gerade mal zwei Minuten langsamer als im Juni :-) Wie vermutet werden Steine und Erde nun deutlich feuchter und bald treffe ich auf den ersten Schnee am Weg, ich befinde mich auf der Schattenseite des Kamms. So erreiche ich bald die erste Kletterpassage und pausiere kurz zum umpacken und Tee trinken.
Das es wirklich rutschig ist, merke ich beim Kraxeln recht bald, als ich einmal nachfassen muss. In den Gehpassagen liegt mal gar kein, maximal 20 Zentimeter Schnee. Durch die letzten Tage gibt es aber genug Spuren und das Vorankommen ist keine Hexerei. Nach weiterem Auf und leichtem Ab wechsel ich auf die Sonnenseite, wo es deutlich weniger feucht ist. Schnee gibt es dank der Höhe trotzdem immer wieder, er stört aber meist nicht sonderlich. So geht es über die weiteren Zinnen bis kurz vor den letzten Anstieg. Nachdem hier eine fünfköpfige Gruppe vor mir ist, lasse ich etwas Abstand und warte ab, bevor ich raufkletter. Dies war auch ein guter Plan, da plötzlich ein gutes Stück vor mir zwei Steine in die Tiefe rauschen. Am Herrenstand angekommen genieße ich etwas den Ausblick, das Steigbuch ist (wie so oft) bis zur letzten Seite gefüllt. Es folgt der kurze Abstieg und erneute Aufstieg bis zum Gipfelkreuz. Der Normalweg im Schatten ist hier sogar eisig. Am Gipfelkreuz angekommen gibt es wahnsinnige Aussicht vom Schneeberg bis zum Traunstein, dazwischen Gesäuse, Dachstein, Totes Gebirge und eine Gebirgsgruppe, die ich nicht wirklich zuordnen kann.
Nachdem der Wind ganz gut pfeift, pausiere ich hinter den Felshaufen, bevor ich den Abstieg zum Schutzhaus in Angriff nehme. Auch hier gibt es Schnee und nasse Erde, inzwischen bin ich das aber schon gewöhnt und steige gemütlich ab. Beim Schutzhaus angekommen ergattere ich zwar ein erfrischendes Getränk, nur zum Essen gibt es nichts mehr, da der Lift heute nicht in Betrieb ist - kein weiteres Kommentar notwendig. Es gibt also wieder mal die Reserverschnitten, damit der Magen etwas weniger grummelt. Der weitere Abstieg erfolgt am Normalweg über den Riffelsattel. Ich wollte eigentlich noch den kleinen Ötscher besuchen, das wäre aber ohne Verpflegung eine ziemlich fade Geschichte geworden. Auch beider Liftstation im Tal haben die Lokale geschlossen, erst auf der Ötscherwiese finde ich einen wanderfreundlichen Gastbetrieb. Nach der Stärkung geht es auf der Asphaltstraße zurück zum Ausgangspunkt. Ein geniale Tour bei diesem Wetter und ziemlich genau die erwarteten Schneemengen im Anstieg. Ein schönes verlängertes Wanderwochenende geht zu Ende.
Route: Raneck - Rauher Kamm - Ötscher - Ötscherschutzhaus - Ötscherwiese - Raneck
Statistik: 4h45/1130hm/15km